Mär­chen in Gefahr! 

In den Mär­chen und im Mär­chen­wald ist eini­ges durch­ein­an­der gera­ten. Der gestie­fel­te Kater (mit wun­der­ba­rem spa­ni­schen Akzent) ver­sucht, ein Mär­chen vor­zu­le­sen, muss aber fest­stel­len, dass mehr und mehr Buch­sta­ben ver­schwin­den. Dorn­rös­chen wird vom Frosch­kö­nig wach­ge­küsst, weil der Prinz mit einer ande­ren auf und davon ist.

Der Grund wird zügig gefun­den: Die Sie­ben Zwer­ge sind von der bösen Hexe ver­zau­bert wor­den und fäl­len jetzt Tan­nen, um einer Schön­heits­farm Platz zu machen. Die­se Tan­nen gehö­ren jedoch zu einem Schutz­wall, der die Mär­chen­welt von der Men­schen­welt trennt – fehlt er, könn­te die Mär­chen­welt zer­stört wer­den. So etwas will die böse Hexe aber nicht hören, ihrer Schön­heit opfert sie alles. Das nimmt man der Hexe auch ab, die wun­der­bar ego­is­tisch, ober­fläch­lich und selbst­ver­liebt ver­kör­pert wird.

Hän­sel ist eine der Tan­nen auf den Kopf gefal­len, wes­halb schnell Ersatz ein­ge­lernt wer­den muss. Aber Hans im Glück kann sich ein­fach nicht den Text mer­ken, obwohl sich Hän­sel und sei­ne Schwes­ter Gre­tel alle Mühe geben. Gre­tel muss dann mit die­sem Pro­vi­so­ri­um arbei­ten, denn immer, wenn in der Men­schen­welt ein Mär­chen vor­ge­le­sen wird, spie­len die Mär­chen­fi­gu­ren das par­al­lel mit.

Pro­vi­so­risch wird der böse Wolf ange­heu­ert, das Loch im Schutz­wall zu bewa­chen, aber da er unter sei­nen Aggres­sio­nen litt, ist er zum Brot von Frau Hol­le in the­ra­peu­ti­sche Behand­lung gegan­gen und ist jetzt ein lie­ber Wolf.

Den ein­ge­drun­ge­nen Men­schen­kin­dern wird das Ver­spre­chen abge­nom­men, nichts von dem Lücke zu erzäh­len, da die Mär­chen­fi­gu­ren den Tou­ris­mus fürch­ten und Angst haben, aus­ge­stopft zu wer­den. Die Prin­zes­sin hält die­sen Stress glaub­haft nicht aus, fällt in Ohn­macht und wird von einer Ersatz­prin­zes­sin ersetzt (es scheint genug zu geben).

Im Schloss wol­len der Frosch­kö­nig und die Prin­zes­sin (eine davon) ein Gebräu zube­rei­ten, das eine Dor­nen­he­cke wach­sen las­sen soll. Das Schloss zu fin­den ist schon ein Pro­blem (Prin­zes­sin­nen hel­fen), beim Zau­ber­trank hilft der Spie­gel der Stief­mut­ter (da er bei sei­nem Rum­hän­gen eini­ges mitkriegt).

In gemein­sa­mer Anstren­gung schaf­fen es die Mär­chen­fi­gu­ren, die Lücke im Wall durch die Dor­nen­he­cke zu schlie­ßen, die böse Hexe hat­te ein inten­si­ves Gespräch mit dem Brot und ist jetzt eine lie­be Hexe und die gro­ße Welt der Mär­chen, sowohl im Mär­chen­wald als auch in den Büchern, ist gerettet.

Mit die­ser beacht­li­chen und aus­drucks­star­ken Leis­tung begeis­ter­te die Thea­ter-AG ihr Publi­kum unter der Lei­tung von Frau Sum. Vor einem beein­dru­cken­den Büh­nen­bild von Herrn Dach gaben sie zwei Auf­füh­run­gen mit Span­nung und Witz in der Aula des Raichberg-Gymnasiums.