In den Märchen und im Märchenwald ist einiges durcheinander geraten. Der gestiefelte Kater (mit wunderbarem spanischen Akzent) versucht, ein Märchen vorzulesen, muss aber feststellen, dass mehr und mehr Buchstaben verschwinden. Dornröschen wird vom Froschkönig wachgeküsst, weil der Prinz mit einer anderen auf und davon ist.
Der Grund wird zügig gefunden: Die Sieben Zwerge sind von der bösen Hexe verzaubert worden und fällen jetzt Tannen, um einer Schönheitsfarm Platz zu machen. Diese Tannen gehören jedoch zu einem Schutzwall, der die Märchenwelt von der Menschenwelt trennt – fehlt er, könnte die Märchenwelt zerstört werden. So etwas will die böse Hexe aber nicht hören, ihrer Schönheit opfert sie alles. Das nimmt man der Hexe auch ab, die wunderbar egoistisch, oberflächlich und selbstverliebt verkörpert wird.
Hänsel ist eine der Tannen auf den Kopf gefallen, weshalb schnell Ersatz eingelernt werden muss. Aber Hans im Glück kann sich einfach nicht den Text merken, obwohl sich Hänsel und seine Schwester Gretel alle Mühe geben. Gretel muss dann mit diesem Provisorium arbeiten, denn immer, wenn in der Menschenwelt ein Märchen vorgelesen wird, spielen die Märchenfiguren das parallel mit.
Provisorisch wird der böse Wolf angeheuert, das Loch im Schutzwall zu bewachen, aber da er unter seinen Aggressionen litt, ist er zum Brot von Frau Holle in therapeutische Behandlung gegangen und ist jetzt ein lieber Wolf.
Den eingedrungenen Menschenkindern wird das Versprechen abgenommen, nichts von dem Lücke zu erzählen, da die Märchenfiguren den Tourismus fürchten und Angst haben, ausgestopft zu werden. Die Prinzessin hält diesen Stress glaubhaft nicht aus, fällt in Ohnmacht und wird von einer Ersatzprinzessin ersetzt (es scheint genug zu geben).
Im Schloss wollen der Froschkönig und die Prinzessin (eine davon) ein Gebräu zubereiten, das eine Dornenhecke wachsen lassen soll. Das Schloss zu finden ist schon ein Problem (Prinzessinnen helfen), beim Zaubertrank hilft der Spiegel der Stiefmutter (da er bei seinem Rumhängen einiges mitkriegt).
In gemeinsamer Anstrengung schaffen es die Märchenfiguren, die Lücke im Wall durch die Dornenhecke zu schließen, die böse Hexe hatte ein intensives Gespräch mit dem Brot und ist jetzt eine liebe Hexe und die große Welt der Märchen, sowohl im Märchenwald als auch in den Büchern, ist gerettet.
Mit dieser beachtlichen und ausdrucksstarken Leistung begeisterte die Theater-AG ihr Publikum unter der Leitung von Frau Sum. Vor einem beeindruckenden Bühnenbild von Herrn Dach gaben sie zwei Aufführungen mit Spannung und Witz in der Aula des Raichberg-Gymnasiums.