Thea­ter­fahrt nach Nürtingen

Spie­le­ri­sche Abitur­vor­be­rei­tung am Raich­berg-Gym­na­si­um Die Kurs­stu­fe 2 des Raich­berg-Gym­na­si­ums besuch­te die Vor­stel­lung „Büch­ner. Die Welt. Ein Riss.“ am Höl­der­lin-Gym­na­si­um in Nür­tin­gen. Der Schwer­punkt des Pro­fi-Thea­ters „THEA­TER­mo­bi­le­SPIE­LE“ aus Karls­ru­he liegt auf dem Klas­sen­zim­mer­thea­ter, d.h. nicht die gro­ße Büh­ne ist der Auf­füh­rungs­raum, son­dern ein schlich­tes Klas­sen­zim­mer. Die Zuschau­er sit­zen nur etwa andert­halb Meter vom Schau­spie­ler ent­fernt – was eine unglaub­lich inti­me Nähe ermög­licht. Hin­zu kommt, dass nur ein ein­zi­ger Schau­spie­ler die gan­ze Insze­nie­rung trägt. Das Stück beschäf­tigt sich mit Georg Büch­ner, einem Schrift­stel­ler und Revo­lu­tio­när des 19. Jahr­hun­derts. Es ist kein Werk von Büch­ner, das auf­ge­führt wird, son­dern eine Text­col­la­ge aus sei­nen Dra­men, sei­nen Brie­fen und dem von ihm ver­fass­ten revo­lu­tio­nä­ren Flug­blatt „Der Hes­si­sche Land­bo­te“. Ein­zel­ne Absät­ze wer­den mit­ein­an­der kor­re­spon­die­rend und kom­mu­ni­zie­rend gegen- und neben­ein­an­der­ge­stellt, um eine viel­schich­ti­ge dra­ma­tur­gi­sche Tex­tur ent­ste­hen zu las­sen – ana­log zu Büch­ners viel­schich­ti­gen Anspie­lun­gen. Als Aus­gangs­punkt dient Büch­ners doku­men­ta­ri­sche Arbeits­wei­se, wel­che hier auf sei­ne Per­son ange­wen­det wird: Die rea­len gesell­schaft­li­chen Ver­hält­nis­se und his­to­ri­sche Quel­len waren für Büch­ner immer ein Anlass zum Schrei­ben. The­men der Col­la­ge sind das Recht des ein­zel­nen Men­schen, sei­ne Bezie­hung zur Obrig­keit, sei­ne Abhän­gig­keit sowie die Ursa­chen von Revolution.

Die Insze­nie­rung schafft es durch Details, die Aktua­li­tät von Büch­ners The­men zu zei­gen: Heu­te ist der ein­zel­ne Mensch viel­leicht nicht mehr in einer der­ar­ti­gen Wei­se von sei­nem Sou­ve­rän abhän­gig wie zu Büch­ners Zei­ten, heu­te sind es eher die glo­bal agie­ren­den Kon­zer­ne, die uns len­ken – meist ohne dass wir es mer­ken: Der Schau­spie­ler trägt als König eine Bur­ger­King-Kro­ne… Unge­wöhn­lich war auch das Büh­nen­bild: Aus meh­re­ren Foli­en, Papp­ma­ché und krum­men Ästen wur­de eine Spiel­um­ge­bung geschaf­fen, die Stück für Stück abge­baut und dadurch ver­än­dert wur­de – gleich­zei­tig erga­ben sich so neue Mög­lich­kei­ten für den Schau­spie­ler. Nach rund 60 Minu­ten Spiel­zeit nahm sich der Regis­seur noch Zeit, Fra­gen zum Stück, zur Insze­nie­rung, zu Büch­ner und zum Ver­ständ­nis ein­zel­ner Sze­nen zu beant­wor­ten. Die­ses beson­de­re Ange­bot wur­de von den Schü­le­rin­nen und Schü­lern gut ange­nom­men und half ihnen dabei, die kom­ple­xe The­ma­tik bes­ser zu ver­ste­hen. Wer sich mit Büch­ner, sei­nen Vor­stel­lun­gen und sei­nen Wer­ken aus­ein­an­der­ge­setzt hat, kann aus dem Stück sicher­lich viel mit­neh­men, sowohl für das anste­hen­de Deutsch­ab­itur, als auch für das Leben.