Kulturelle Bildung spielt auf dem Raichberg eine große Rolle: Seit Kurzem darf sich das Raichberg-Gymnasium als eine „im Rahmen des Projekts Kulturschule geförderte Schule“ bezeichnen.
Gefördert werden bei diesem Projekt kulturelle Aktivitäten, Projekte oder Kooperationen mit außerschulischen Partnern und Künstlern, die ins Schulleben integriert werden sollen. In diesem Schuljahr darf das Theaterleben, das coronabedingt etwas ruhiger treten musste, im Mittelpunkt der Förderung stehen und wieder voll aufblühen. Dadurch konnte endlich wieder ein aufwändiges Projekt mit vielen Beteiligten, großem Bühnenbild und extravaganten Kostümen in Angriff genommen werden: das Theaterstück „Wehe dem, der zappt“, in dem drei Jugendliche als Strafe für unnötiges Zappen auf magische Weise in den Fernseher gezogen werden und dort die Fernseherteile wiederbeschaffen müssen. Hilfe erhalten sie von bekannten Filmfiguren wie Pippi Langstrumpf, Asterix und Obelix oder der bezaubernden Jeannie. Viele Akteure müssen dabei teilweise innerhalb kürzester Zeit in mehrere grundverschiedene Rollen schlüpfen.
Doch auch die Ausbildung der jungen Schauspieltalente aus den Klassen 7 und 8 soll besonders intensiv gefördert werden. Angeleitet durch Rita Rudenstein, einer Theaterpädagogin der Württembergischen Landesbühne Esslingen, die seit drei Jahren fester Kooperationspartner des RGE ist, beschäftigte sich die Theater-AG unter der Leitung von Beate Holzweißig und Lisa Sum mit dem Thema „Wie finde ich in meine Rolle?“
Um eine Rolle spielen können und sich dieser anzunähern, kann entweder „von innen nach außen“ gearbeitet werden, indem man sich intensiv in den Charakter oder ähnliche selbst erlebte Situationen reinfühlt. Dieses Vorgehen ist aber sehr anstrengend und bedarf viel Zeit, die bei den schnellen Rollenwechseln oft nicht gegeben ist.
Darum erlernten die SuS ein umgekehrtes Vorgehen „von außen nach innen“. In einem ersten Schritt wurden die einzelnen Charaktere beschrieben und anhand der Eigenschaften und Verhaltensweisen einem Tier zugeordnet. Die Tierrolle wurde dann ganzheitlich eingeübt und in Interaktionen einzelner Tiere untereinander gefestigt. In weiteren Spielrunden wurde der Tier-Anteil nach und nach herausgenommen, bis Bewegungen, Mimik und Stimme nur noch 5 Prozent Tier enthielten. Durch die enge Verknüpfung mit einem Tier ist es problemlos möglich, im Stück schnell zwischen einzelnen Rollen hin- und herzuspringen.
Neben praktischen Übungen erlangten die Schülerinnen und Schüler durch folgendes Experiment eine ganz wichtige Erkenntnis: Zwei Schülerinnen bekamen von der Workshopleiterin eine kurze Anleitung vor der Tür und mussten im Anschluss eine kurze Szene vorspielen. Das Publikum sollte erraten, in welcher gespielten Situation die beiden sich befinden. Nach vielen Vermutungen erfolgte die Auflösung: Die Anweisung lautete: „Spielt nichts“. Dadurch wurde allen schnell klar, dass jede unbedachte Bewegung, jedes Zucken vom Publikum als wichtig und somit als Teil der Rolle interpretiert werden kann. Alles, was auf der Bühne passiert, muss bewusst geschehen.