Aus­tausch mit Bourg-lès-Valence

Sau­er­kraut vs. Froschschenkel

In nur fünf Tagen konn­ten wir, 14 Schü­ler und Schü­le­rin­nen des RGE, mit unse­ren Vor­ur­tei­len auf­räu­men und kamen zur Erkennt­nis: Mit den Fran­zo­sen ver­bin­det uns mehr als uns trennt.

Am 24. Janu­ar war es end­lich soweit, unser lang­ersehn­ter Frank­reich­aus­tausch konn­te end­lich los­ge­hen! Dem­entspre­chend waren wir alle ziem­lich auf­ge­regt und gespannt, als wir unse­re Rei­se nach Bourg-lès-Valence um 9.30 Uhr am Ebers­ba­cher Bahn­hof began­nen. Wäh­rend der nächs­ten acht Stun­den, die wir mit drei Mal Umstei­gen mit viel Gepäck in diver­sen TGVs ver­brach­ten, stieg die Auf­re­gung und Anspannung.

Doch als wir schließ­lich nach einer kur­zen Fahrt in Mini­bus­sen an der Schu­le Le Valen­tin in Bourg-lès-Valence anka­men, merk­ten wir schnell, dass unse­re Sor­gen umsonst waren. Alle Betei­lig­ten — Leh­rer, unse­re cor­res, ihre Fami­li­en und ande­re am Aus­tausch Betei­lig­te — begrüß­ten uns herz­lich. Nach­dem uns das Pro­gramm für die nächs­ten Tage erläu­tert wor­den war und wir diver­se fran­zö­si­sche Spe­zia­li­tä­ten genie­ßen durf­ten, fuh­ren wir dann auch schon zu unse­ren jewei­li­gen Aus­tausch­schü­lern nachhause.

Unser ers­ter rich­ti­ger Tag in Frank­reich ging um 08:00 Uhr an der Schu­le los. Dort wur­de uns das gesam­te Schul­ge­län­de von Schüler:innen der Pre­miè­re und Ter­mi­na­le auf Deutsch vor­ge­stellt. Die Unter­schie­de zu unse­rer Schu­le hät­ten kaum grö­ßer sein kön­nen, was vor allem dar­an lag, dass die fran­zö­si­sche Part­ner-Schu­le ein Inter­nat ist und einen Bau­ern­hof-Betrieb beinhal­tet; man kann dort auch einen land­wirt­schaft­li­chen Abschluss machen. Das Mit­tag­essen und den Nach­mit­tag durf­te jeder indi­vi­du­ell mit sei­nen cor­res und deren Fami­li­en ver­brin­gen. Das war eine sehr gute Chan­ce sich bes­ser ken­nen­zu­ler­nen. Am Abend hat sich dann die gan­ze Grup­pe im L’Art-des-choix, einem Café getrof­fen. Dort gab es klei­ne Snacks und wir haben ein deutsch-fran­zö­si­sches Quiz über Euro­pa gemacht, was uns als „inter­na­tio­na­le Grup­pe“ zusam­men­ge­schweißt hat.

Am nächs­ten Tag hat­ten wir mor­gens Deutsch­un­ter­richt, wo wir mit den Schüler:innen der Secon­de Spie­le gespielt haben. Zu unse­rer Über­ra­schung ist das in Deutsch­land so belieb­te „Wer­wolf-Spiel“ tat­säch­lich eine fran­zö­si­sche Erfin­dung und bei loup-garou (wie es im Ori­gi­nal heißt) gin­gen die bei­den Spra­chen wild durch­ein­an­der. Damit alle Schüler:innen von Le Valen­tin bemerk­ten, dass Aus­tausch und deutsch-fran­zö­si­sche Freund­schafts­wo­che war, hat­te der Koch der Men­sa beschlos­sen, mit uns gemein­sam ein „typisch deut­sches Essen“ zu kochen. Wäh­rend die Fran­zo­sen den­ken, chou­c­rou­te (also Sau­er­kraut) kom­me bei uns Deut­schen qua­si täg­lich auf den Tisch, moch­ten es schließ­lich tat­säch­lich nur weni­ge von uns. Die fran­zö­si­schen Schüler:innen, die alle jeden Mit­tag in der Men­sa essen, waren hin­ge­gen begeis­tert. Ihre Leh­re­rin hat uns alle zudem auf­ge­klärt, dass sta­tis­tisch gese­hen in Frank­reich sogar mehr Sau­er­kraut geges­sen wird als bei uns in Deutsch­land. Wer hät­te das gedacht? Am Nach­mit­tag konn­ten wir in Klein­grup­pen unse­ren eige­nen Stun­den­plan zusam­men­stel­len und am nor­ma­len Unter­richt ver­schie­de­ner Klas­sen der fran­zö­si­schen Schu­le teil­neh­men. Dabei ist uns auf­ge­fal­len, dass der Unter­richt viel offe­ner und locke­rer gestal­tet ist als bei uns; es wur­de viel und wild-durch­ein­an­der diskutiert.

Schon war unse­re Zeit in Fankreich lei­der fast zu Ende: An unse­rem letz­ten Tag erkun­de­ten wir zusam­men mit unse­ren cor­res und den Leh­re­rin­nen die Stadt Valence bei einer schnel­len Stadt­füh­rung. Durch schö­ne, klei­ne Sträß­chen bum­melnd, vor­bei an Bou­lan­ge­ri­en und klei­ne Läden, lern­ten wir etwas über die Geschich­te von Valence und durf­ten sogar einen Blick in das Hoch­zeits­zim­mer des Rat­hau­ses wer­fen. Im Anschluss konn­ten wir im Shop­ping­cen­ter von Valence nach Mit­bring­seln für unse­re Eltern und Freun­de Aus­schau hal­ten, bevor wir uns dann auf den Weg zu einem fran­zö­si­schen Restau­rant bega­ben. Auch wenn uns die von uns Deut­schen gefürch­te­ten, bei unse­ren cor­res jedoch sehr belieb­ten Frosch­schen­kel erspart blie­ben, muss­ten wir doch fest­stel­len, dass das Essen in Frank­reich ganz anders ist als bei uns. Es ist ein rich­ti­ges sozia­les Event, das lan­ge geht und vie­le Gän­ge beinhal­tet, sodass man auch immer garan­tiert papp­satt wird.

Danach mach­ten wir uns wie­der auf den Weg zurück nach Bourg-lès-Valence, um dort zum Abschluss in der Média­t­hè­que einen deut­schen Film anzu­schau­en und dar­auf­hin gestal­te­ten wir eine gemein­sa­me Erin­ne­rung, indem wir uns alle mit Wör­tern, Gescheh­nis­sen sowie lus­ti­gen Fak­ten oder Rede­wen­dun­gen, die wir in den paar Tagen in Frank­reich gelernt hat­ten, auf einem Pla­kat verewigten.

Am Abend hat­ten wir dann Zeit in unse­ren Gast­fa­mi­li­en, da wir uns alle aber so gut ver­stan­den haben, beschlos­sen wir den letz­ten Abend zusam­men als Grup­pe bei einem Laser-Game aus­klin­gen zu lassen.

Am Sams­tag hieß es dann Abschied neh­men. Wir konn­ten es gar nicht glau­ben, wie schnell die Zeit ver­flo­gen war und am Bahn­hof, beim Abschied von den Fami­li­en, flos­sen dann auch eini­ge Trä­nen. Die Rück­fahrt kam uns viel kür­zer vor, als die Hin­fahrt. Wir hat­ten so viel zu erzäh­len und so eini­ge Geschen­ke, aber vor allem tol­le Erin­ne­run­gen und Erfah­run­gen im Gepäck. Eine von uns mein­te ganz stolz: „Ich habe noch nie so viel Fran­zö­sisch gespro­chen; ich wuss­te gar nicht, dass ich das kann!“ und eine ande­re hat über­rascht fest­ge­stellt, dass sie sogar auf Fran­zö­sisch geträumt habe. Aber so ein Aus­tausch ist nicht nur super für die Spra­che. Wir haben in den weni­gen Tagen auch viel über die Herz­lich­keit und Freund­lich­keit der Men­schen und die fran­zö­si­sche Kul­tur gelernt und unse­re Erfah­run­gen in Bourg-lès-Valence haben uns neue Moti­va­ti­on für den Unter­richt gegeben.

Von Sophia Brier, Leo­nie Hum­mel und Leni Taxis